SG Gösenroth/Laufersweiler 1974 e.V.

Gösenroth lässt die Finger vom Silbertablett

Handball-Rheinlandliga Schwache Irmenacher gewinnen das Derby 24:20 – Gäste kämpfen stark, machen aber zu viele Fehler

Kleinich. Die HSG Irmenach/Kleinich/Horbruch hat dem Gegner die Punkte im Hunsrück-Derby der Handball-Rheinlandliga auf dem Silbertablett präsentiert, doch die SG Gösenroth/Laufersweiler wollte einfach nicht zugreifen. Der Tabellenzweite Irmenach bezwang den Vorletzten Gösenroth in der bis auf den letzten Zuschauerplatz gefüllten Hirtenfeldhalle mit 24:20 (13:11).
„Silbertablett? So kann man es ausdrücken“, sagte Irmenachs Trainer Markus Bach nach dem Derby, das für seine klar favorisierte HSG leicht hätte in die Hose gehen können: „Wir hatten früh alles in der Hand, und haben dann Gösenroth doch noch die Möglichkeit gegeben, hier das Spiel womöglich zu drehen. Das darf uns nicht passieren, passiert uns aber seit Jahren immer wieder.“ Zur Wende kam es diesmal aber nicht, weil Gösenroth bei schwachen Irmenachern am Ende an sich selbst scheiterte. „Wenn Irmenach nicht intensiv spielt, ist gegen die immer etwas drin. Und diesmal war ganz viel drin“, sagte Gösenroths Trainer Daniel Fellenzer: „Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Aber wir haben ganz einfach gesagt zu viele Fehler gemacht.“
Nach sieben Minuten nahm Fellenzer bereits die erste Auszeit. 1:6 lag seine SG im Rückstand, alles deutete auf einen Irmenacher Kantersieg hin. Planlose Gösenrother verschenkten zu Beginn fast jeden Angriff, Irmenach lief alleine in den ersten sieben Minuten vier erfolgreiche Gegenstöße. Fellenzer reagierte, krempelte seinen Rückraum komplett um – und fortan robbte sich Gösenroth heran. Max Shalimov und Stephan Klöckner mit ihrer Treffsicherheit, aber vor allem der überragende Marvin Martin mit seinen Paraden brachten Gösenroth zurück in die Partie.
Gleich dreimal schnupperte Gösenroth am Ausgleich, doch dann stand sich der Außenseiter jedes Mal selbst im Weg:
1 Klöckner verkürzte 30 Sekunden vor der Halbzeitsirene auf 11:12. Mit einer 5:0-Torserie hatten seine Gösenrother innerhalb von sechs Minuten fast einen 6:12-Rückstand (24.) egalisiert. Die rund 80 Gösenrother Fans unter den 300 Zuschauern witterten nach dem schlimmen Start Morgenluft. Doch ausgerechnet ein Ex-Gösenrother ließ die Gäste-Fans Sekunden vor der Halbzeitpause verstummen. Daniel Stumm schnappte sich noch einen Wurf und traf zum 13:11. „So ein Gegentor darf in der Phase niemals passieren“, haderte Daniel Fellenzer.
2 Als Shalimov nach 49 Minuten zum 19:20 einlochte, wankte Irmenach erneut bedrohlich. Nach der Pause waren die Hausherren auf 20:16 (41.) davongezogen, doch Martin (hielt vier (!) Siebenmeter) verriegelte neun Minuten lang seinen Gösenrother Kasten regelrecht. Die Irmenacher Torlosigkeit beendete Stumm in der 50. Minuten mit seinem dritten und letzten Treffer an diesem Abend. „Ich muss Daniel loben, er war heute ganz wichtig für uns“, sagte Bach.
3 Gösenroth blieb aber weiter hartnäckig, beim Stand von 20:22 (54.) legte Kreisläufer Klöckner einen freien Wurf knapp am Tor vorbei. Im Gegenzug kassierte der unglücklich agierende Ex-Irmenacher Daniel Koch (nur ein Tor, aber zahlreiche Fahrkarten) zwei Minuten. Lars Gerhard, der erst zur zweiten Halbzeit kam und dann einer der besseren Irmenacher war, verwandelte den Siebenmeter zum 23:20. Der Gösenrother Widerstand war nun endgültig gebrochen. „Man muss Gösenroth loben, sie haben fast das Optimum herausgeholt“, sagte Gerhard, der einfach nur froh war, dass seine HSG eine unliebsame Überraschung irgendwie vermeiden konnte: „Wir haben uns nach dem 6:1 zu sicher gefühlt. Eine Sache ist klar: Mit der Leistung wird es für uns in fremden Hallen ganz schwer.“
Der Tabellenzweite muss noch zu den Konkurrenten Bendorf, Schweich und Bitburg. Auch wenn Irmenach nur zwei Zähler Rückstand auf die Spitze hat, mit der Leistung ist die HSG kein ernst zunehmender Aufstiegskandidat. Markus Bach weiß das. Der Coach nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir haben keine Mannschaft, die Meister werden kann. Uns fehlen die Typen dafür. Das ist seit Jahren so. Jede Saison bringen wir uns selbst aus dem Rhythmus und schaffen es nicht, gegen vermeintlich Schwächere unsere Überlegenheit auszuspielen.“
Gösenroth trauerte einer großen Chance hinterher. „Wenn wir spätestens beim 19:20 den Ausgleich schaffen, dann steht Irmenach vor der großen Kulisse richtig unter Druck. Das hätte ich gerne mal gesehen, wie es dann ausgegangen wäre“, meinte Fellenzer, der vieles mit mangelnder Erfahrung bei seiner Mannschaft erklärte: „Wir haben vor der Saison unser Team bunt zusammengewürfelt, mehrere A-Jugendspieler eingebaut. Da fehlt einfach Abgezocktheit, dann macht man eben Fehler. Unsere Konkurrenten im Abstiegskampf sind da im Vorteil. Aber das ist nun egal, denn wir brauchen jetzt Punkte.“ Schon am Sonntag muss gegen Urmitz ein Sieg her für den Vorletzten Gösenroth. Die Konkurrenten Saarburg, Daun und Bad Ems punkteten allesamt am Wochenende. Das rettende Ufer ist aber für Gösenroth noch in greifbarer Nähe – genau wie für Irmenach die Meisterschaft. Trotz aller Bedenken. Acht Spieltage stehen im Verbandsoberhaus noch aus. Von Michael Bongard

Irmenach: Olivier – Gerhard (3), Denzer (5), Hölzenbein, Stumm (3), Mulliqi (3), Fritz, Berg (2/1), Schell (2), Weber, Faust (6).
Gösenroth: Martin – L. Schneider, Löwen (2), Sa. Herrmann, Dreher (1), Koch (1), Klöckner (7/3), Shalimov (7), Stürmer (1), C. Saam, St. Hermann (1).
Schiedsrichter: Mildenberger/Brust (beide HSG Tiefenstein)
Zuschauer: 300 (ausverkauft).
Besonderheiten: Rot für Stumm (Irmenach) wegen Foulspiels (59.), Rot für Stürmer (Gösenroth) wegen dritter Zeitstrafe (60.).
Beste Spieler: Olivier, Gerhard, Denzer – Martin, Shalimov, Klöckner.
Spielfilm: 0:1 (1.), 6:1 (7.), 12:6 (24.), 12:11 (30.), 13:11 (Halbzeit); 18:14 (37.), 20:19 (49.), 23:20 (55.), 24:20 (Endstand).

Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Montag, 27. Januar 2014, Seite 14

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